Es ist soweit! Wir schreiben den 26.5.2007. Der Club hat endlich wieder die Chance einen Titel nach Nürnberg zu hohlen, und ich darf dabei sein.
Im Vorfeld gab es zwar Schwierigkeiten mit der Kartenverteilung. aber das war Schnee von Gestern als wir Samstag früh um 6 Uhr in Nordi in den Bus nach Berlin stiegen.
Mit an Bord waren neben den Fanatics und Ippesheimern 11 glückliche Gollachgauer, denen ein langer und aufregender Tag bevorstand.
Auffällig war, dass auf der gesamten Hinfahrt relativ wenig Alkohol getrunken wurde, (zumindest im Vergleich zu sonst) was vermutlich an den angekündigt strengen Kontrollen in der Hauptstadt lag. Die Stimmung war ausgesprochen gut, auch wenn man jedem die Aufregung anmerken konnte.
Leider ging es net so schnell vorwärts wie gedacht, da die Pausen auf den Raststätten recht lang dauerten. Mal stachen die Ippesmer a 30 Liter Fässle an, das erst getrunken werden musste bevor es weiter ging. Beim nächsten Mal zog sich die Busreinigung etwas hin, die wegen plötzlicher Übelkeit eines Reisenden nötig war. Erwähnenswert ist noch ein Plakat das sich das quer über die Autobahn gespannt war und die Aufschrift trug: VfB, euer Weg ist umsonst! Gegen halb drei hatten wir unser Ziel dann endlich erreicht.
Da es für die Fanmeile scho a wenig spät war, beschlossen wir noch was zu essen und danach zum Damenfinale ins Stadion zu gehen. So fielen die Gollachgauer geschlossen bei einem Chinesen ein, der aber sowieso schon fest in Nürnberger Hand war, um sich zu stärken.
Dann ging es zum Olympiastadion, ein wirklich beeindruckendes Bauwerk. Gerade angekommen fing es an, wie aus Eimern zu schütten und das machte das Damenfinale noch langsamer als es sowieso schon war. Am Ende setzte sich Frankfurt im Elfmeterschießen gegen Duisburg durch.
Nachdem wir uns mit Getränken eingedeckt und unsere Vorhut, die schon früher nach Berlin aufgebrochen war, getroffen hatten, konnte nun das vielleicht wichtigste Spiel in meiner Fankarriere beginnen.
19 Uhr, das Stadion füllte sich, der Regen hatte aufgehört und das Vorprogramm begann. Herbert Grönemeyer gab ein Lied zum Besten und die Vereinshymnen wurden gespielt.
Angeführt vom Pokal betraten die Schwaben und unsere Helden den Rasen und wurden von einem Fahnenmeer im altehrwürdigen Olympiastadion zu Berlin begrüßt.
Das mit der Nationalhymne kennt man ja seit der WM, aber als sie von 70.000 gesungen wurde ging mir das scho unter die Haut.
Anpfiff! Endlich! Eingeleitet mit einer der geilsten Choreografien der Nordkurve Nürnberg ging es los.
Die erst Minuten gehörten ganz klar dem Club, der nach 4 Minuten auch die erste Chance hatte.
In der 20. Minute setzte sich der schwaben Kaba (oder so) durch und schob die Kugel zum 1:0 für die Spätzle ein.
Kurze Zeit wurde es totenstill in der Kurve, dann aber umso lauter und unsere Jungs dankten es uns mit aggressivem Offensivspiel. So konnte Marek Mintal in der 27. Minute, nach guter Vorarbeit durch Reinhardts Flanke, zum Ausgleich abschließen. Kurz darauf meinte der schwäbische Schokoheini sich als Boxer betätigen zu müssen und schlug Andy Wolf in die Magengegend. Konsequenz: Tätlichkeit und Rot.
Was aber wenig später passierte schlug dem Fass den Boden aus und versetzte alle Clubberer in Schockstarre. Fernando Meira flog mit gestreckten Beinen voraus in die Beine von Mintal. Eigentlich klar Rot aber Schiri Weiner zeigte, warum auch immer, nur Gelb. Marek konnte nicht weiterspielen und so musste gewechselt werden.
Mit 1:1 ging es in die Pause.
47. Spielminute, Ecke für den Ruhmreichen. Unser argentinischer Nationalspieler schnappte sich das Leder, das dem Engelchen so auf den Kopf (oder war’s doch die Schulter J) fiel, dass es unhaltbar ins Tor abprallte. „1:2, ich werd bekloppt!“ Unbeschreiblicher Jubel in der Ostkurve.
Die 10 noch übrig gebliebenen Schwaben wurden jetzt wieder stärker und kamen auch zu Chancen, doch unsere Abwehr stand gut und Rapha tat das übrige dazu. Es war die 80. Minute in der das Befürchtete eintraf: Gomez wurde im 16er angespielt. Schäfer stürzte aus seinem Kasten und traf trotz angezogener Beine nur die Füße des Schwaben.
„ Schener Scheiß, Elfmeter!“. Pardo traf zum 2:2 und dann hatten die Spätzle gleich noch ne riesen Möglichkeit, doch der Ball von Delpieere ging glücklicherweise nur ans Außennetz.
Verlängerung, noch mal ne halbe Stunde mehr und ich war etz scho fertiger, wie nach am Marathon, aber was hilft´s: Noch mal Vollgas. In der ersten Halbzeit der Verlängerung war der Club wieder spielbestimmend doch bis auf die Großchance von Saenko, der das 2:3 auf dem Fuß hatte, passierte wenig.
Zweite Halbzeit: „Etz macht sich der Klewer scho warm. Bloß net! Ich, sowieso scho kurz vorm Herzinfarkt, kau mehr auf meiner Zigarette, als das ich dran zieh!“
Die 109.Minute, mal ganz langsam und zum genießen. Jan Kristiansen unser Däne schnappt sich die Kugel auf der halblinken Seite, macht ne kurze Körpertäuschung, läuft noch ein paar Meter, dann der Schuss. Der Ball steigt und senkt sich dann wieder. Hildebrand springt und macht sich lang. Der Ball streift die Unterkante der Latte und ist drin. „Wahnsinn! Was für ein Tor. Man is des geil!!!!“ Noch 10 Minuten und der Club ist Pokalsieger.
Endlich, der Langersehnte Abpfiff. Die Legende lebt, und alle lagen sich in den Armen.
„Etz ham mir die komische Blumavosen wergli gwunna!“
Der Jubel war unbeschreiblich, als die Mannschaft die in die Kurve kam und Plastikpokale in die Luft streckte. Was für ein Gefühl. Der Club – Wir sind Pokalsieger!
Es verging einiges an Zeit, bis man die Clubberer dazu bewegen konnte sich zur Siegerehrung zum Mittelkreis zu begeben. Dann war der Moment gekommen, an dem der Pokal wieder in fränkischer Hand war. Bei mir war schon eine ganze Weile Gänzehaut angesagt und als dann noch mal „ Die Legende lebt“ aus den Lautsprechern tönte, lief es mir eiskalt den Rücken herunter.
Dann kamen unsere Helden mit unserem Pokal in die Kurve zurück und es wurde gefeiert bis im Stadion langsam die Lichter ausgingen.
Auf dem Weg zum Bus erfuhr ich durch einen Anruf in Ulsni, dass unser Fanclub an diesem denkwürdigen Tag um ein Mitglied angewachsen war. Timo Hirt wurde morgens um 8 Uhr geboren und vom stolzen Opa sofort angemeldet.
Total erschöpft aber glücklich legte ich mich in den Bus und wartete auf die Abfahrt. Durch die Aufregung der letzten Stunden machte ich auf der kompletten Rückfahrt kein Auge zu.
Gegen halb 9 erreichten wir die Pokalsiegerstadt. Dort verabschiedeten wir uns von denjenigen, die erstmal Heim wollten, oder mussten. Der Rest stürmte das Gasthaus zum goldenen M im Bahnhof zum gemeinsamen Frühstück.
Gestärkt liefen wir zum Hauptmarkt, wo einige Stunden später die Mannschaft eintreffen sollte. Die letzten Stunden bis dorthin verbrachte ich völlig erschöpft, in einer Seitenstraße im Schatten.
Doch als unsere Helden eintrafen, stürzten wir uns wieder ins Getümmel. Als es dann anfing wie aus Eimern zu gießen und die Stimmung dennoch weiter anstieg, war meine Müdigkeit wie weggeflogen. Gemeinsam mit der Mannschaft feierten wir die vielleicht geilste Party, die Nürnberg seit langen gesehen hat.
Rund 38 Stunden nach der Abfahrt in Nordi endete mein persönliches Pokalerlebnis.
Es war das Aufregendste und Schönste, was ich bis heute mit meinem Club erleben durfte und ich hoffe, dass sich Ähnliches bald wieder ereignet.
Auf jeden Fall wird jeder, der selbst dabei war, noch stolz seinen Enkeln erzählen, was sich an diesem denkwürdigen 26. Mai 2007 in Berlin zugetragen hat.
Bericht vom MICHEL |